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Ablauf der Katastrophe - 24. August 1987

Ablauf der Katastrophe

Ablauf der Katastrophe - 24. August 1987


Durch die anhaltenden Regenfälle ging gegen Abend des 24. August 1987 beim Flimbach eine Mure ab. Dadurch war die Freiwillige Feuerwehr von Martell schon im Einsatz. Sie beobachtete gleichzeitig auch den ständig steigenden Pegel des Talbaches, der Plima. An verschiedenen Stellen wurden Wachposten aufgestellt. Vor allem bei der Obergand beobachteten die Feuerwehrmänner die Situation besonders gut.

Gegen 20 Uhr wurde die Lage äußerst bedrohlich und die Feuerwehr ordnete die Evakuierung der Häuser in der Gand an. Feuerwehrmänner gingen von Haus zu Haus und forderten die Bewohner auf, ihre Häuser zu verlassen und sich auf die „Pirchwiesen“ zu begeben. Einzelne wollten dieser Aufforderung nicht nachkommen und blieben im Haus, mussten später dieses aber doch verlassen. Beim „Pirchahof“ und im Stadel der Familie Kobald fanden die meisten einen Unterschlupf für die einbrechende Nacht.

Gegen 20.30 Uhr trat die Plima in der Höhe der Altgand aus. Riesige Wassermassen überfluteten das Anwesen des Rudolf Stricker, die „Sog“, dann das Haus der Familie Kuenz, das Haus mit Lebensmittelgeschäft der Familie Gamper und den Gemeindebauhof.


Nun war ein neues Bachbett entstanden, durch das sich der Wildbach wälzte. Die reißenden Fluten trugen die Maschinen des Bauhofes und andere Gerätschaften weg. Bald darauf brach die Plima in der Obergand aus und hinterließ durch den Ort ein Bild der Verwüstung. Die Häuser am rechten Berghang wurden weggespült, andere schwer beschädigt.

Die Besitzer mussten von den „Pirchwiesen“ aus mit ansehen, wie ihr Hab und Gut den Fluten zum Opfer fiel. Tiere schrieen. Ein Schwein irrte in der Ruine des Gemeindebauhofes quiekend herum. Autos, die in der Nähe des Martellerhofes und entlang der Straße geparkt waren, drehten sich wie Zündholzschachteln herum.

Die Plima bahnte sich den Weg dem Berghang entlang bis zum „Lukn“, bog dort nach links ab und floss zwischen den Häusern der Wohnbaugenossenschaft und dem „Wirzi“, weiter zwischen der Pension „Plima“ und dem Haus der Familie Pfitscher durch und beschädigte den neuen Stadel des „Odlhofes“. Überall rechts und links hinterließ die Plima ein Bild des Grauens. Nur dem rechtzeitigen Einsatz der Feuerwehr ist es zu verdanken, dass keine Einwohner verletzt oder gar getötet wurden.



Bei Morter konnte die dortige Feuerwehr nur mit größter Mühe die Überschwemmung des Dorfes verhindern. Die Plima überflutete dann Teile der Industriezone von Latsch und später des Wohngebiet der Örtlichkeit „Auen“. Auch die Feuerwehren von Latsch, Goldrain und Morter waren bereits in Alarmbereitschaft, da der „Brontabach“ über die Ufer getreten war und beobachtet werden musste. Bis spät in die Nacht hinein verbreitete sich ein Geruch nach Erde und Schwefel. Man konnte das Rollen von großen Steinen und das Rauschen des Wassers hören.

Erst spät hörten diese unheimlichen Geräusche auf, und es legte sich eine gespenstische Stille über das Tal. Ängstliche Gedanken gingen den Menschen durch den Kopf: War der Spuk zu Ende? Hatte sich die Plima irgendwo gestaut, um nach einiger Zeit wieder wild loszubrechen? Wie wird es in der Gand wohl aussehen, wenn der neue Tag anbricht?

25. August 1987

Gegen 11 Uhr vormittags kamen die ersten Hubschrauber und beobachteten die Lage. Bald darauf begann auch die Rettungsaktion für die Menschen, die auf dem „Pirchegg“ seit dem Abend des Vortages ausgeharrt hatten. Die Hubschrauber brachten sie zum Sportplatz ins Dorf, wo sie im Bürgerhaus eine vorläufige Unterkunft und Verpflegung fanden. Kurzzeitig waren fünf Hubschrauber gleichzeitig im Einsatz.

Erst in den folgenden Tagen zeigten sich auch die Schäden, die die Plima weiter oben im Tal angerichtet hatte. Die Menschen in Hintermartell waren einige Tage von der Außenwelt abgeschnitten, da es auch dort keine Brücken mehr gab und die Talstraße teilweise weggeschwemmt war.


Fotodokumentation Unwetterkatastrophe 24. August 1987